Arteriosklerose

Die unsichtbare Bedrohung in Ihnen

Langsam und schmerzlos, von aussen nicht sichtbar und nicht spürbar, entwickelt sich diese Krankheit. Oft wird sie erst erkannt, wenn bereits gefährliche Komplikationen eingetreten sind. Es geht um Arteriosklerose. Was lässt sich gegen diese tückische Erkrankung unternehmen?

Unter dem Begriff Arteriosklerose, der sich aus dem Griechischen (arterio für Gefäss und skleros für hart) ableitet, werden verschiedene Erkrankungen der Blutgefässe zusammengefasst. Dabei verdicken sich die Gefässwände durch kleinste Verletzungen oder Fett- und Kalkablagerungen. Die Folge ist ein Verlust der Gefässelastizität, eine Verhärtung und Verdickung der Gefässe nach innen, was umgangssprachlich oft als Gefässverkalkung oder Arterienverkalkung bezeichnet wird. 

Durch diese Veränderungen wird die Durchblutung zunehmend eingeschränkt. Die Arterien unseres Körpers sind mit einem Strassennetz vergleichbar, das für den Transport von Blut und Sauerstoff zu allen Teilen deines Körpers zuständig ist. In optimalem Zustand hat das Blut einen freien Fluss und alle Teile des Körpers werden gut mit Blut versorgt. Sobald jedoch diese „Strassen” durch Arteriosklerose verstopft sind, kommt der Blutfluss ins Stocken und verschiedene Bereiche des Körpers werden nicht mehr ausreichend mit Blut und Sauerstoff versorgt. Dies kann zu einer Vielzahl von Symptomen führen, die mit Arteriosklerose einhergehen.

Arteriosklerose kann sich grundsätzlich in allen Arterien des Körpers entwickeln, sei es im Hals, im Gehirn, im Herzen, in den Nieren, im Becken, in den Beinen oder in den Armen. Besonders häufig sind Stellen betroffen, an denen der Blutfluss von Natur aus auf Hindernisse stösst. Dies sind zum Beispiel Gefässverzweigungen. Im Verlauf der Arteriosklerose kann auch die Hauptschlagader (Aorta) verkalken (Atherosklerose der Aorta).

Die Entstehung der Arteriosklerose ist ein äusserst komplexes Geschehen, das auch heute noch nicht vollständig verstanden ist. Es wird vermutet, dass die Arteriosklerose mit einer Schädigung der Innenschicht (Atherosklerose) oder der Mittelschicht (Mediasklerose) der arteriellen Gefässwände beginnt.

Die gängigste Erklärung für die Entstehung der Atherosklerose ist die so genannte „Response to Injury“-Theorie. Sie geht davon aus, dass Verletzungen der Innenschicht der Blutgefässe die Ansammlung von Cholesterin, insbesondere LDL-Cholesterin („schlechtes” Cholesterin) und Zellbestandteilen begünstigen. LDL-Cholesterin kann oxidieren, wodurch eine Entzündungsreaktion gefördert wird.

Weisse Blutkörperchen, auch Monozyten genannt, verwandeln sich in Fresszellen (Makrophagen). Sie wandern in die Gefässwand ein und nehmen dort möglichst viel LDL auf. In der Folge bilden sich aus diesen Immunzellen fetthaltige Schaumzellen, die sich als zunehmende „Fettstreifen“ in die Gefässwand einlagern. Daraus resultiert eine Verdickung und Verhärtung der Arterienwand. Der Durchmesser des Blutgefässes verringert sich. 

Gleichzeitig setzen die Makrophagen Wachstumsfaktoren frei, welche die Vermehrung der glatten Muskelzellen in der Gefässwand anregen. Die Muskelzellen wandern dann in die Plaques ein und überziehen sie mit einer festen Schicht, was zu einer weiteren Verengung des Blutgefässes führt.

All diese Veränderungen der Blutgefässe treten auf, wenn sie beispielsweise durch einen erhöhten Blutzuckerspiegel, Schadstoffe oder auch durch Belastung und Stress beschädigt werden. Fette, Cholesterin und Kalzium können dann durch die undichten Gefässwände eindringen und Ablagerungen bilden. Der Körper versucht also, die Risse zu reparieren, indem er Narbengewebe bildet, wodurch sogenannte Plaque entsteht. 

Als Konsequenz dieses Prozesses bilden sich Blutgerinnsel (Thromben), da die Plaques sich im Verlauf der Verstopfung wiederholt lösen. Diese Gerinnsel verschärfen die Gefässblockade zusätzlich. Der Thrombus kann auch mit dem Blut fortgetragen werden und im schlimmsten Fall die Arterie an einer anderen Stelle verschliessen (Embolie). Eine verschlossene Arterie ist mit dem Risiko eines Herzinfarkts, eines Schlaganfalls oder eines akuten Gefässverschlusses in Armen oder Beinen (akute Extremitätenischämie) verbunden.

Organe erleiden dadurch erhebliche Schäden und die Betroffenen sind einem Risiko für schwerwiegende Folgeerkrankungen ausgesetzt. Durch Arteriosklerose kann die Gefässwand auch so geschwächt werden, dass sich die Arterie erweitert und ein Aneurysma bildet. Wenn dieses reisst, können Betroffene innerlich verbluten.

Zu den Arteriosklerose-Risikofaktoren zählen hoher Blutdruck, Diabetes mellitus, Rauchen und hohe Blutfettwerte. Darüber hinaus wird ein möglicher Zusammenhang mit Infektionen oder chronisch entzündlichen Erkrankungen wie Rheuma diskutiert. Eine an gesättigten Fettsäuren reiche Ernährung, Bewegungsmangel, Übergewicht und Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes begünstigen die Entstehung der Arteriosklerose in allen Altersgruppen. Chronischer Stress kann Entzündungsprozesse im Körper anregen und zu einer Verengung der Blutgefässe führen.

Arteriosklerose kann sich durch verschiedene Symptome bemerkbar machen. Typisch sind Schmerzen oder Krämpfe in den Beinen, die nur beim Stehen oder Sitzen nachlassen, Lähmungen, Schwindel, Sehstörungen, Sprachstörungen und andere Ausfälle des Nervensystems. Auch Druck- oder Belastungsschmerzen in der Brust können auftreten. Seltener können auch Schmerzen oder Krämpfe in den Armen, Impotenz und Nierenversagen vorkommen.

Die häufigste Form der Arteriosklerose ist die Atherosklerose. Bei dieser Form kommt es zu Ablagerungen von Blutfetten, Eiweissbestandteilen und Bindegewebe an den Innenwänden der arteriellen Gefässe. Der medizinische Fachbegriff für diese Ablagerungen ist Plaque.

Als Mediasklerose oder Mönckebergsche Sklerose bezeichnet man die Verhärtung der mittleren Schicht der arteriellen Gefässwand (Media). Diese Veränderung ist Folge eines erhöhten Kalziumspiegels im Blut und wird mit Erkrankungen wie chronischer Niereninsuffizienz oder Diabetes in Verbindung gebracht.

Als Arteriolosklerose wird die Verkalkung der Gefässinnenwände der kleinen Arterien (Arteriolen) im Körper bezeichnet. Sie ist häufig bei Menschen anzutreffen, die bereits an Diabetes mellitus erkrankt sind oder an Bluthochdruck leiden.

Es gibt kein Patentrezept gegen Arteriosklerose. Der Schlüssel liegt vor allem darin, die Risikofaktoren so weit wie möglich zu minimieren. Dies kann zum Beispiel durch eine Änderung des Lebensstils erreicht werden. Hier einige bewährte Tipps und Tricks.

  • Zur Vorbeugung der Arteriosklerose wird empfohlen, die Risikofaktoren zu minimieren. Erkrankungen, welche die Entstehung einer Arteriosklerose begünstigen können, wie Bluthochdruck, Schlafapnoe, chronisch-entzündliche Erkrankungen, Diabetes mellitus oder auch Niereninsuffizienz bei Mediasklerose, sollten behandelt werden.

  • Sorgen Sie für eine ausreichende körperliche Aktivität. Auch Patienten mit Beinschmerzen, wie sie bei der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit auftreten können, profitieren von einem Gehtraining. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt mindestens 150 bis 300 Minuten moderates Ausdauertraining pro Woche, was bereits durch zügiges Gehen erreicht werden kann.

  • Um das Risiko für Arteriosklerose zu verringern, sollten erhöhte Blutfettwerte (Cholesterin und Triglyzeride) gesenkt und Übergewicht abgebaut werden. Eine ausgewogene, überwiegend pflanzliche und ballaststoffreiche Ernährung mit wenig gesättigten Fetten und wenig raffiniertem Zucker hilft dabei. 

  • Verzicht auf Fertigprodukte und Wurstwaren lohnt sich auf jeden Fall. Durch gesättigte Fettsäuren in der Nahrung, z.B. in Form von gehärteten Fetten, wie sie in verarbeitetem Fleisch, Wurstwaren, Frittierfett usw. enthalten sind, wird das „schlechte” LDL-Cholesterin im Blut erhöht.

  • Setzen Sie auf Ballaststoffe aus Gemüse oder Vollkornprodukten und Flavonoide in Obst und Gemüse. Auch Lycopine (Carotinoide in Tomaten) wirken sich positiv auf den Zellschutz der Gefässwände aus. 

  • In einer Studie konnte der tägliche Konsum von nur 50 ml Granatapfelsaft über einen Zeitraum von einem Jahr die Dicke der Gefässwände um bis zu 30 Prozent reduzieren. Granatapfelsaft führte zu einer Verringerung der schädlichen Oxidation von Cholesterin, zu einer Senkung des Blutdrucks und zu einer Erhöhung des Gehalts an Antioxidantien im Blut um 130 Prozent.

  • Diverse Studien legen nahe, dass Knoblauch sogar dazu beitragen kann, bereits bestehende Ablagerungen in den Blutgefässen abzubauen. Knoblauchkapseln werden seit langem zur Regulierung erhöhter Cholesterin- oder Blutfettwerte und zur Vorbeugung von Arteriosklerose empfohlen. Gereifter Knoblauchextrakt, wie z.B. schwarzer Knoblauch, scheint noch wirksamer zu sein, wenn es darum geht, die Arterien zu reinigen. Er scheint in der Lage zu sein, lipidreiche, aber kalkarme Ablagerungen zu reduzieren, die das Herzinfarktrisiko weiter erhöhen können.

  • Omega-3-Fettsäuren haben eine hemmende Wirkung auf die Plaquebildung. Hilfreich sind z.B. α-Linolensäure, die in Leinsamen oder Nüssen enthalten ist, und Eicosapentaensäure aus fettem Fisch.

  • Es gibt Hinweise darauf, dass der Vitamin B-Komplex zur Reinigung der Arterien und zur Vorbeugung von Arteriosklerose beitragen kann. Eine Studie ergab, dass die regelmässige tägliche Einnahme von 2.5 mg Folsäure, 25 mg Vitamin B6 und 0.5 mg Vitamin B12 über einen Zeitraum von einem Jahr die Gefässwanddicke signifikant verringerte. In einer anderen Studie erhielten Patienten mit Bluthochdruck, erhöhten Blutzucker- und Blutfettwerten täglich 1000 mg langsam resorbierbares Vitamin B3. Bei mehreren Parametern, die auf Arteriosklerose hindeuten, zeigten sich nach einem Jahr in der Vitamin-Gruppe Verbesserungen. Da die Dosierungen von Vitamin B in diesen Studien sehr hoch waren, ist es ratsam, sich mit einem ganzheitlich orientierten Arzt in Verbindung zu setzen.

  • Vitamin K2 spielt eine entscheidende Rolle beim Transport von Kalzium in die Knochen und hemmt gleichzeitig dessen Ablagerung in den Blutgefässen. Studien zeigen, dass eine ausreichende Zufuhr von Vitamin K2 mit einem verminderten Risiko für Arteriosklerose und koronare Herzkrankheiten einhergeht.

  • Eine hohe Zufuhr von Vitamin C über die Nahrung kann bereits das Risiko für Arteriosklerose und andere Herz-Kreislauf-Erkrankungen senken. Eine Auswertung von 44 klinischen Studien ergab einen deutlich positiven Effekt einer Vitamin-C-Supplementierung auf die Gefässfunktion bei Personen mit Arteriosklerose, bei Diabetikern und bei Personen mit Herzinsuffizienz. Als Dosis werden mehr als 500 mg, idealerweise 1000 bis 2000 mg pro Tag empfohlen.

  • Resveratrol, ein starkes Antioxidans, gilt als wirksamer Wirkstoff gegen Arteriosklerose. Verschiedene Studien deuten darauf hin, dass Resveratrol in der Lage ist, die Werte zu verbessern, die das Risiko für Arteriosklerose beeinflussen. In einer aktuellen Studie aus dem Jahr 2021 erhielten Typ-2-Diabetiker über einen Zeitraum von 12 Wochen täglich 100 mg Resveratrol oder ein Placebopräparat. Die Ergebnisse zeigten in der Resveratrol-Gruppe eine Senkung des Blutdrucks und eine Abnahme von Markern für oxidativen Stress. Die Elastizität der Blutgefässe verbesserte sich ebenfalls.

  • Nattokinase gilt als natürliches Blutverdünnungsmittel ohne Nebenwirkungen. In Studien wurde nachgewiesen, dass Nattokinase auf verschiedene Weise die Bildung von Blutgerinnseln hemmen und das Blut flüssig halten kann. Sie eignet sich daher gut für die Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, zu denen auch die Arteriosklerose gehört. Es ist jedoch wichtig, die Anwendung von Nattokinase mit einem Arzt zu besprechen. Dies gilt insbesondere, wenn bereits Medikamente wie Blutverdünner eingenommen werden.

  • Beschränken Sie Ihren Alkoholkonsum auf moderate Mengen. Als risikoarmer Konsum gilt beispielsweise ein Standardglas Alkohol (z.B. ein kleines Bier oder 0.1 Liter Wein) pro Tag für Frauen und zwei Standardgläser pro Tag für Männer. Es wird empfohlen, an mindestens zwei Tagen pro Woche ganz auf Alkohol zu verzichten.

  • Ein Rauchstopp ist eine bedeutende präventive Massnahme gegen Arteriosklerose, da Rauchen sich auf vielfältige Weise negativ auf die Blutgefässe auswirkt. Es ist ebenso wichtig, Passivrauchen zu vermeiden.

  • Verringern Sie chronischen Stress. Entspannungstechniken wie Progressive Muskelentspannung, Meditation oder Autogenes Training können dabei hilfreich sein.

  • Die beste Chance, eine Arteriosklerose oder eine mögliche Entwicklung frühzeitig zu erkennen und zu behandeln, bieten regelmässige Vorsorgeuntersuchungen.

Wer vorbeugt, gestaltet seine Zukunft nicht nur gesünder, sondern auch vitaler und lebensfroher. Ein bewusster Umgang mit den eigenen Gefässen ist daher ein wichtiger Schritt zu einem gesunden und aktiven Lebensstil!

Wie beugen Sie Arteriosklerose heute vor?

regelmässige körperliche Aktivität
gesunde Ernährung
Rauchverzicht
mehrere
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  • Die möglichen Komplikationen der Arteriosklerose wie Herzinsuffizienz, Herzinfarkt oder Schlaganfall werden weltweit als eine der häufigsten Todesursachen angesehen.
  • Arteriosklerose tritt bei älteren Menschen häufiger auf und betrifft auch mehr Männer als Frauen. Experten erklären dies mit der schützenden Wirkung der weiblichen Hormone, insbesondere der Östrogene. Männer erkranken auch tendenziell früher an Arteriosklerose.
  • Substanzen, die im Tabakrauch enthalten sind, tragen dazu bei, dass sich sogenannte instabile Plaques bilden, d.h. Ablagerungen in den Arterien, die aufbrechen können.