Ein blauer Fleck ist mehr als nur eine Verfärbung der Haut – er ist das sichtbare Zeichen einer kleinen inneren Verletzung. Wenn durch einen Schlag oder eine Prellung Druck auf das Gewebe ausgeübt wird, können die feinen Blutgefässe unter der Epidermis, die so genannten Kapillaren, reissen. Blut tritt aus und sammelt sich im umliegenden Gewebe. Diesen Vorgang nennt man Hämatom. Die typische bläulich-violette Färbung entsteht, wenn das Blut langsam unter der Haut abgebaut wird – ein natürlicher Heilungsprozess, bei dem sich der Fleck mit der Zeit verfärbt und schliesslich verblasst.
Sie entstehen meist als Folge eines Traumas. Durch Stürze, Stösse oder Schläge können kleine Blutgefässe reissen, so dass Blut in das umliegende Gewebe oder sogar in benachbarte Körperbereiche wie Gelenke austritt. Diese Blutansammlung kann sich je nach Schwere der Verletzung schnell ausbreiten und unterschiedlich intensiv verfärben. Solche Blutergüsse treten häufig in Verbindung mit Prellungen, Quetschungen oder Knochenbrüchen auf.
Aber auch medizinische Eingriffe wie Operationen können Hämatome verursachen, wenn dabei Gefässe verletzt werden. In manchen Fällen treten Hämatome jedoch scheinbar ohne erkennbaren Auslöser auf – zum Beispiel bei einem Bluterguss im Auge. In diesen Fällen spricht man von einer „idiopathischen“ Ursache.
Blaue Flecken ohne erkennbare Ursache erscheinen auf den ersten Blick rätselhaft, können aber viele Ursachen haben – einige harmlos, andere sind ernst zu nehmen.
Eine häufige Erklärung ist die Einnahme bestimmter Medikamente wie Blutverdünner oder Gerinnungshemmer, die das Risiko von Blutungen unter der Epidermis erhöhen. Auch ein Mangel an wichtigen Vitaminen wie Vitamin C und K kann die Gefässe schwächen oder die Blutgerinnung stören – und so selbst kleinste blaue Flecken sichtbar machen.
Darüber hinaus können auch Blutgerinnungsstörungen, Lebererkrankungen oder eine vergrösserte Milz zu einer erhöhten Blutungsneigung führen. Besonders bei erblich bedingten Störungen wie der Hämophilie – einer schweren Bluterkrankheit – treten häufig spontane Hämatome auf, da die Blutgerinnung stark eingeschränkt ist. Vor allem bei älteren Menschen spielen auch die Verdünnung der Haut und die Brüchigkeit der Gefässe eine Rolle. Auch seltenere Erkrankungen wie Leukämie oder das schmerzhafte Lipödem können mit spontanen Blutergüssen einhergehen. Eine frühzeitige ärztliche Untersuchung kann helfen, schwerwiegendere Ursachen auszuschliessen.
Wenn sich ein blauer Fleck ankündigt, kann schnelles Handeln viel bewirken – und die richtige Salbe ist entscheidend. Heparin-Salbe gehört zu den bewährtesten Mitteln gegen Hämatome. Der Wirkstoff fördert den Abbau von geronnenem Blut und kann die Rückbildung grösserer Blutergüsse beschleunigen. Idealerweise wird die Salbe eine Woche lang zweimal täglich aufgetragen – bleibt die Wirkung aus, sollte die Behandlung abgebrochen werden.
Die pflanzliche Arnikasalbe punktet mit entzündungshemmenden und schmerzlindernden Eigenschaften – vor allem bei kleineren Blutergüssen. Studien belegen zwar keine eindeutige Wirksamkeit, aber viele Anwender berichten von positiven Effekten. Auch hier gilt: zwei Anwendungen pro Tag sind sinnvoll, maximal sieben Tage lang.
Die Hirudoid-Salbe mit dem Wirkstoff Mucopolysaccharidpolysulfonsäureester unterstützt nicht nur die Rückbildung bestehender Blutergüsse, sondern kann auch vorbeugend helfen – zum Beispiel direkt nach einer Prellung. Die Salbe wird morgens und abends aufgetragen und hilft vielen schon nach wenigen Tagen.
Voltaren-Emulgel & Doc-Salbe (Diclofenac/Ibuprofen) sind schmerz- und entzündungshemmende Mittel, die zwar nicht direkt zum Abbau des Blutergusses beitragen, aber Schwellungen um den Bluterguss herum lindern. Vor allem bei grossflächigen Schwellungen sind sie eine sinnvolle Ergänzung – vorausgesetzt, es liegen keine offenen Wunden vor.
Ein weiterer pflanzlicher Klassiker ist die Traumeel-Salbe. Auch wenn wissenschaftliche Beweise fehlen, berichten viele von einer angenehmen Linderung der Beschwerden. Die Salbe kann mehrmals täglich aufgetragen werden und ist besonders bei empfindlicher Haut eine sanfte Alternative.
Kühlende Gele (z. B. Menthol, Eisgel) eignen sich besonders in den ersten Stunden nach der Verletzung. Der Kühleffekt wirkt schmerzlindernd und kann helfen, das Ausmass des Blutergusses zu reduzieren. Nach dreitägiger Anwendung haben kühlende Gele in der Regel keinen zusätzlichen Nutzen mehr.
Es gibt keine eindeutigen Studien zur Wirkung von Zinksalbe bei Hämatomen, aber die entzündungshemmenden und hautberuhigenden Eigenschaften von Zinkoxid machen sie zu einer möglichen Unterstützung des Heilungsprozesses, insbesondere wenn die Haut zusätzlich gereizt ist.
Jede Haut reagiert unterschiedlich. Bei Juckreiz, Rötung oder Ausschlag sollte die Salbe sofort entfernt und die Haut gründlich gereinigt werden. Allergische Reaktionen sind selten, aber möglich – insbesondere bei Produkten, die Ibuprofen oder Diclofenac enthalten.
Ein blauer Fleck ist wie ein Farbkünstler auf der Haut – und jede Farbe erzählt etwas über den Heilungsprozess. Sobald Blutgefässe unter der Epidermis reissen, tritt Blut ins Bindegewebe aus. Der rote Blutfarbstoff Hämoglobin beginnt sich zu zersetzen – und genau das sorgt für den faszinierenden Farbwechsel.
Zunächst erscheint der Fleck rötlich oder blauviolett – ein Zeichen für frisches, geronnenes Blut. Nach einigen Tagen wird das Hämoglobin abgebaut und es entsteht Biliverdin, das den Fleck grün färbt. Kurz darauf folgt Bilirubin, das eine gelbe bis braungelbliche Färbung verursacht. Schliesslich verschwindet der Fleck ganz, wenn alle Abbauprodukte vom Körper ausgeschieden wurden.
Nicht jeder blaue Fleck ist harmlos – in manchen Fällen kann er ein Warnsignal des Körpers sein. Besonders aufmerksam sollte man sein, wenn ein Bluterguss sehr gross ist, schnell wächst oder ohne erkennbare Auslöser auftritt. Dies kann auf eine Blutgerinnungsstörung oder die Verletzung eines grösseren Blutgefässes hinweisen.
Auch Blutergüsse im Bauch- oder Brustbereich sollten ernst genommen werden, da hier innere Organe betroffen sein könnten – vor allem, wenn der Schmerz tief sitzt oder sehr stark ist.
Besonders heikel sind blaue Flecken am Kopf. Treten nach einem Sturz zusätzliche Symptome wie Übelkeit, Schwindel oder Bewusstlosigkeit auf, kann eine Gehirnerschütterung oder sogar eine innere Blutung dahinterstecken – eine ärztliche Abklärung ist dringend erforderlich.
Vorsicht ist auch bei Blutergüssen an Gelenken geboten. Wenn das betroffene Gelenk anschwillt, unbeweglich wird oder stark schmerzt, kann Blut in den Gelenkspalt eingedrungen sein – eine sogenannte Hämarthrose.
Blutergüsse in der Nähe der Genitalien können harmlos sein, z. B. nach Sport oder Geschlechtsverkehr, sie können aber auch auf Infektionen wie Herpes oder Syphilis hinweisen. Wenn ungewöhnlich viele blaue Flecken in kurzer Zeit auftreten, ohne dass man sich verletzt hat, oder wenn sie auch nach längerer Zeit nicht verschwinden, sollte man unbedingt einen Arzt aufsuchen.
Es gibt Situationen, in denen ein Arztbesuch unbedingt erforderlich ist. Wenn ein Hämatom ungewöhnlich gross wird oder immer weiter anschwillt, kann dies ein Hinweis darauf sein, dass die Blutung im Bindegewebe noch nicht zum Stillstand gekommen ist. Auch sichtbare Schwellungen oder Bewegungseinschränkungen deuten darauf hin, dass mehr als nur ein Bluterguss vorliegt – zum Beispiel eine tiefere Gewebeschädigung oder ein möglicher Muskelfaserriss.
Besondere Vorsicht ist geboten, wenn sich der betroffene Bereich hart oder gespannt anfühlt. Dies kann ein Zeichen für ein sogenanntes Kompartmentsyndrom sein – ein Notfall, bei dem Flüssigkeit in eng begrenzten Gewebsräumen auf Nerven und Blutgefässe drückt. Taubheitsgefühle, Kribbeln oder sogar Lähmungserscheinungen können die Folge sein. Solche Symptome erfordern eine sofortige ärztliche Abklärung, oft durch bildgebende Verfahren wie Ultraschall.
Auch wenn sich ein blauer Fleck ohne erkennbare Ursache bildet oder ungewöhnlich viele Hämatome gleichzeitig auftreten, ist dies ein Fall für den Hausarzt oder die Hausärztin. Solche Veränderungen können auf Blutgerinnungsstörungen, Nebenwirkungen von Medikamenten oder ernsthafte Erkrankungen hinweisen.
Blaue Flecken sind meist harmlos, aber sie geben wertvolle Hinweise auf die Reaktion unseres Körpers auf äussere Einwirkungen. Mit der richtigen Pflege – von sofortigem Kühlen bis hin zu durchblutungsfördernden Hausmitteln – lässt sich der Heilungsprozess deutlich beschleunigen. Wer häufig Hämatome bekommt, sollte jedoch aufmerksam bleiben, denn manchmal steckt mehr dahinter als nur ein kleiner Stoss.