Ingwer (Zingiber officinale) ist eine tropische Pflanze aus der Familie der Ingwergewächse. Der essbare Teil ist ein Rhizom, ein unterirdischer Spross, der oft als Wurzel bezeichnet wird. Streng genommen handelt es sich aber nicht um eine Wurzel, sondern um einen verdickten Wurzelstock, aus dem neue Triebe und Wurzeln wachsen können. Dieses knollenartige Gebilde hat eine beige-braune Schale und wächst unterirdisch.
Die Pflanze kann bis zu 2 Meter hoch werden und hat lange, schmale Blätter, die etwa 30cm lang werden. Die Blüten sind röhrenförmig und können weiss, rosa oder gelb sein. Vom Aussehen her ähnelt Ingwer Schilf oder Bambus, da er kräftige, aufrechte Stängel hat.
Der Wurzelstock wird sowohl in der Küche als auch in der Naturheilkunde geschätzt. Er kann frisch, getrocknet oder gemahlen verwendet werden – zum Beispiel in Gewürzmischungen wie Curry, als kandierter Ingwer oder für Ingwertee. Auch in Getränken wie Limonaden oder Ingwerbier (Ginger Ale) ist er eine beliebte Zutat.
Seine vielseitige Wirkung verdankt Ingwer einer einzigartigen Kombination bioaktiver Inhaltsstoffe. Vor allem Gingerole und Shogaole spielen dabei eine zentrale Rolle. Sie verleihen der Knolle nicht nur ihre charakteristische Schärfe, sondern haben auch entzündungshemmende, antioxidative und durchblutungsfördernde Eigenschaften. Diese Stoffe tragen dazu bei, das Immunsystem zu stärken, den Stoffwechsel zu aktivieren und Erkältungssymptome zu lindern.
Die wärmende Wirkung des Ingwers hilft dem Körper, schädliche Krankheitserreger schneller auszuscheiden, während seine antibakterielle und antivirale Wirkung das Infektionsrisiko senkt. Darüber hinaus hat Ingwer einen positiven Einfluss auf die Magensäureproduktion, wodurch Sodbrennen gemildert und Magen-Darm-Beschwerden wie Blähungen oder Übelkeit gelindert werden können. Auch bei Bluthochdruck zeigt Ingwer interessante Wirkungen. Er wirkt leicht blutverdünnend und kann durch die Hemmung von Kalziumkanälen zur Regulierung des Blutdrucks beitragen. Darüber hinaus deuten Studien darauf hin, dass Ingwer bei Migräne eine vergleichbare Wirksamkeit wie herkömmliche Medikamente entfalten kann.
Nicht zuletzt wird Ingwer wegen seiner positiven Effekte auf Muskeln und Gelenke geschätzt. Sowohl Sportler als auch Menschen mit Arthrose profitieren von seiner antientzündlichen Kraft, die Schmerzen lindern und die Beweglichkeit verbessern kann. Neben der innerlichen Anwendung kann Ingwer auch äusserlich in Form von Umschlägen oder Massageölen eingesetzt werden, um verspannte Muskeln zu lockern.
Zusätzlich zu seinen gesundheitsfördernden Wirkungen ist Ingwer reich an wichtigen Mineralstoffen wie Kalium und Kupfer. Während Kalium eine wichtige Rolle für die Muskel- und Nervenfunktion spielt, unterstützt Kupfer das Immunsystem und schützt die Zellen vor oxidativem Stress.
Ob Ingwer geschält werden muss, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Grundsätzlich ist die Schale essbar, enthält aber keine besonderen Nährstoffe. Wer Ingwer mit Schale z. B. für Tee oder Ingwershots verwenden möchte, sollte frische Bio-Ware kaufen und diese gründlich reinigen – am besten mit einer Gemüsebürste. Bei konventionellem Ingwer ist es ratsam, die Schale zu entfernen, da sie Rückstände von Pflanzenschutzmitteln enthalten kann. Auch ältere Knollen sollten geschält werden, da ihre Schale oft bitter schmeckt.
In der asiatischen Küche wird Ingwer meist ungeschält verwendet, da viele Rezepte dies vorsehen. Beim Schälen empfiehlt es sich, statt eines Messers einen Teelöffel zu verwenden. Auf diese Weise lässt sich die dünne Schicht schonend abschaben, ohne zu viel von der Wurzel zu verlieren. Vor dem Abschälen sollte der Ingwer in kleinere Stücke gebrochen werden, um auch verwinkelte Stellen besser erreichen zu können. Hat die Ingwerwurzel harte Augen, können diese mit einem Messer entfernt werden.
Ingwer ist in verschiedenen Formen erhältlich, so dass er je nach Verwendungszweck ausgewählt werden kann. Frische Ingwerwurzel findet man in den meisten Supermärkten in der Gemüseabteilung, er kann aber auch selbst angebaut werden. Weit verbreitet ist auch Ingwerpulver, das aus getrocknetem und gemahlenem Ingwer besteht und häufig als Gewürz verwendet wird.
Neben diesen Grundformen gibt es zahlreiche weitere Darreichungsformen. In Apotheken und Drogerien sind Ingwerkapseln, -tabletten und -tropfen erhältlich, die häufig zu gesundheitlichen Zwecken verwendet werden. Eine flüssige Variante ist der Ingwerpresssaft, der ebenfalls eine hohe Wirkstoffkonzentration enthält. Eine besondere Spezialität ist eingelegter Ingwer, der vor allem in der asiatischen Küche beliebt ist, zum Beispiel als Beilage zu Sushi. Wer es süss mag, findet Ingwer auch kandiert oder in verschiedenen Süsswaren verarbeitet. Darüber hinaus gibt es Ingwerbier, das in einigen Regionen als Erfrischungsgetränk geschätzt wird.
Vergleicht man die verschiedenen Formen, so ist frischer Ingwer besonders aromatisch, während getrockneter Ingwer milder schmeckt und länger haltbar ist. Da frischer Ingwer einen hohen Wassergehalt hat, müsste man eine grössere Menge verzehren, um die gleiche Inhaltsstoffkonzentration zu erhalten wie bei getrocknetem Ingwer. Wer die gesundheitlichen Vorteile von Ingwer gezielt nutzen möchte, kann auf hochkonzentrierte Ingwerextrakte zurückgreifen, welche die wertvollen Bestandteile in komprimierter Form enthalten.
Ingwer wird oft wegen seiner gesundheitsfördernden Eigenschaften geschätzt, kann aber in bestimmten Fällen auch unerwünschte Nebenwirkungen haben. Vor allem bei empfindlichen Mägen kann die Schärfe der Wurzel zu einer Reizung der Magenschleimhaut führen, was Übelkeit, Sodbrennen oder Magenschmerzen auslösen kann. Ausserdem regt Ingwer die Magensäureproduktion an, was in grösseren Mengen zu Verdauungsbeschwerden wie Durchfall oder Blähungen führen kann. Menschen mit Gallensteinen sollten Ingwer mit Vorsicht geniessen, da er die Gallentätigkeit anregt und unter Umständen Koliken begünstigen kann.
Ingwer kann auch das Herz-Kreislauf-System beeinflussen, da er die Wirksamkeit fördert und den Effekt von blutdrucksenkenden Medikamenten verstärken kann. Personen mit Herzproblemen oder niedrigem Blutdruck sollten daher den Konsum einschränken. Eine weitere wichtige Eigenschaft ist die blutverdünnende Wirkung der Knolle, weshalb sie bei der Einnahme von Blutverdünnern oder vor Operationen nur in geringen Mengen verzehrt werden sollte.
Während der Schwangerschaft kann Ingwer in mässigen Mengen Übelkeit lindern, bei übermässigem Genuss jedoch vorzeitige Wehen auslösen. In der Stillzeit sind die Auswirkungen auf das Kind noch nicht ausreichend erforscht, weshalb eine Rücksprache mit dem Arzt empfohlen wird. Ausserdem kann Ingwer die Menstruation verstärken, da er die Durchblutung fördert, was bei starken Regelblutungen beachtet werden sollte.
Auch die äusserliche Anwendung von hochkonzentriertem Ingwer kann Nebenwirkungen haben, da es zu Hautreizungen kommen kann. Bei Personen, die empfindlich auf Schärfe reagieren, kann auch ein Brennen im Mund auftreten. Bei empfindlichem Darm kann Ingwer zu vermehrten Blähungen führen. Trotz seiner gesundheitsfördernden Wirkung sollte Ingwer daher in Massen genossen werden, um unerwünschte Wirkungen zu vermeiden.
Ingwer ist ein vielseitiges Naturheilmittel, das die Verdauung, das Immunsystem und das Wohlbefinden unterstützen kann. Ob frisch oder getrocknet, seine wertvollen gesundheitsfördernden Substanzen machen ihn zu einem festen Bestandteil einer gesunden Ernährung.