Eine Mandelentzündung, medizinisch auch Tonsillitis oder Angina tonsillaris genannt, ist eine Entzündung der Gaumenmandeln. Diese beiden lymphatischen Organe befinden sich seitlich im hinteren Rachenraum, direkt hinter dem Gaumenzäpfchen, und sind bei weit geöffnetem Mund meist gut zu erkennen. Sie gehören zum körpereigenen Abwehrsystem und sind Teil des lymphatischen Rachenrings, der das Eindringen von Krankheitserregern über Mund und Nase verhindern soll.
Bei einer Mandelentzündung kommt es zu einer Reaktion des Immunsystems auf eingedrungene Keime, die zu einer deutlichen Schwellung und Rötung der Mandeln führen kann. In manchen Fällen ist auch Eiter sichtbar, was auf eine starke Entzündungsreaktion hinweist. Die Erkrankung beginnt häufig plötzlich und kann unterschiedlich schwer verlaufen – von milden Beschwerden bis hin zu ausgeprägten Entzündungen mit deutlich beeinträchtigtem Allgemeinzustand. Dabei kann jeweils nur eine Mandel oder beide Seiten betroffen sein. Eine genaue medizinische Abklärung hilft, den Verlauf richtig einzuschätzen und weitere Massnahmen zu planen.
Ja, es gibt verschiedene Formen, die sich in Verlauf, Ursache und Häufigkeit unterscheiden. Die akute Mandelentzündung tritt meist plötzlich auf und wird überwiegend durch Viren, seltener durch Bakterien verursacht. Besonders häufig betroffen sind Kinder und Jugendliche, deren Abwehrsystem sich noch in der Entwicklung befindet. Auch ein geschwächter Allgemeinzustand kann das Risiko erhöhen. In der Regel heilt diese Form innerhalb von ein bis zwei Wochen folgenlos ab.
Eine eitrige Mandelentzündung ist eine schwerere Ausprägung. Dabei kann es durch eine bakterielle Superinfektion, häufig mit Streptokokken, zur Bildung von Eiter auf den Mandeln kommen. Diese Form kann im Zusammenhang mit bestimmten Erkrankungen wie Scharlach oder dem Pfeifferschen Drüsenfieber auftreten und erfordert besondere Aufmerksamkeit.
Wenn sich die Mandelentzündung mehrfach innerhalb eines Jahres wiederholt, spricht man von einer rezidivierenden Mandelentzündung. Zwischen den akuten Phasen liegen oft nur kurze beschwerdefreie Zeiträume. Eine mögliche Ursache ist, dass Infektionen nicht vollständig ausheilen und sich in den Vertiefungen der Mandeln (den sogenannten Krypten) Bakterienreste und abgestorbene Zellen ansammeln. Diese können neue Entzündungen begünstigen.
Früher wurde auch eine chronische Mandelentzündung beschrieben. Heute versteht man darunter eher dauerhaft verändertes Mandelgewebe nach wiederholten Infektionen. Dabei liegt in der Regel keine aktive Entzündung mehr vor, sondern eine anhaltende Funktionsstörung der Mandeln, die zu Schluckbeschwerden oder einem allgemeinen Krankheitsgefühl führen kann. In solchen Fällen kann eine operative Entfernung der Mandeln medizinisch sinnvoll sein.
Typische Anzeichen einer Mandelentzündung zeigen sich vor allem im Halsbereich. Zu den häufigsten Beschwerden zählen starke Halsschmerzen und Schluckbeschwerden, die durch die deutlich vergrösserten und geröteten Gaumenmandeln verursacht werden. Oft sind diese zudem mit weisslich-gelben Belägen überzogen, was vor allem bei bakteriellen Entzündungen der Fall ist. Zusätzlich sind die Lymphknoten am Hals oftmals vergrössert und reagieren empfindlich auf Druck.
Ein allgemeines Krankheitsgefühl mit Müdigkeit, Kopfschmerzen und erhöhter Körpertemperatur, das teilweise von Schüttelfrost begleitet wird, tritt häufig auf. Bei manchen Betroffenen verändert sich zudem die Stimme, sodass sie anders klingt. In einigen Fällen strahlen die Halsschmerzen bis in die Ohren aus.
Bei Kindern können auch weniger typische Symptome auftreten. So können beispielsweise Bauchschmerzen, Übelkeit oder Erbrechen im Vordergrund stehen, was die Diagnose erschweren kann. Wenn Viren die Ursache sind, treten oft gleichzeitig Erkältungszeichen wie Husten, Schnupfen oder Heiserkeit auf. Auch eine Entzündung des gesamten Rachenraums kann parallel zur Mandelentzündung vorliegen.
Mandelentzündungen können durch eine Vielzahl von Krankheitserregern ausgelöst werden, wobei virale Infektionen den Grossteil der Fälle ausmachen. Sie treten besonders häufig im Rahmen gewöhnlicher Atemwegsinfekte auf, die durch Erkältungsviren wie Rhinoviren, Adenoviren oder Influenzaviren verursacht werden. Auch das Epstein-Barr-Virus, welches das Pfeiffersche Drüsenfieber verursacht, kann Auslöser sein. Viren dringen in der Regel über Tröpfchen in den Körper ein und befallen das empfindliche Gewebe der Gaumenmandeln. Als Teil des Immunsystems reagieren die Gaumenmandeln besonders schnell auf eindringende Erreger.
Neben Viren können auch Bakterien für eine Mandelentzündung verantwortlich sein. Zu den häufigen Auslösern zählen insbesondere Streptokokken der Gruppe A, darunter Streptococcus pyogenes. Aber auch andere Bakterienarten wie Pneumokokken, Haemophilus influenzae oder Staphylokokken sind möglich. Eine solche Infektion tritt oft dann auf, wenn die körpereigene Abwehr durch einen vorausgegangenen Virusinfekt bereits geschwächt ist. In manchen Fällen kann es zu einer sogenannten Superinfektion kommen, bei der sich eine bakterielle Infektion zu einer bestehenden viralen Entzündung hinzugesellt.
Ja, eine Mandelentzündung ist ansteckend, insbesondere in der akuten Phase der Erkrankung. Die Übertragung erfolgt in erster Linie über Tröpfchen, die beim Husten, Niesen oder Sprechen freigesetzt werden. Diese winzigen Speicheltröpfchen können Krankheitserreger wie Viren oder Bakterien enthalten und durch die Luft auf andere Personen übergehen.
Auch direkter Körperkontakt, beispielsweise beim Küssen, erhöht das Risiko einer Ansteckung deutlich. Eine indirekte Übertragung ist auch über gemeinsam genutzte Gegenstände möglich. Dabei gelangen die Erreger über die Hände, Türklinken oder andere Oberflächen an Mund, Nase oder Augen und somit an die Schleimhäute.
Die Dauer der Ansteckungsfähigkeit hängt stark vom jeweiligen Erreger und der Behandlung ab. Bei einer viralen Mandelentzündung besteht die Ansteckungsgefahr in der Regel so lange, wie Symptome wie Husten oder Schnupfen anhalten. Eine unbehandelte bakterielle Form kann hingegen über mehrere Wochen hinweg infektiös bleiben. Wird jedoch ein Antibiotikum korrekt eingenommen, gilt die Person in der Regel bereits etwa 24 Stunden nach Behandlungsbeginn nicht mehr als ansteckend.
Eine operative Entfernung der Gaumenmandeln wird erst in Betracht gezogen, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind, denn der Eingriff ist nicht risikofrei. Bei Erwachsenen stellt sich die Frage nach einer Operation in der Regel dann, wenn die Entzündungen sehr häufig auftreten und die Lebensqualität spürbar beeinträchtigen.
Als grobe Richtlinie gilt: tritt über einen Zeitraum von einem Jahr etwa sieben Mal, über zwei Jahre fünf Mal oder über drei Jahre drei Mal eine bakteriell bedingte Mandelentzündung auf, kann eine Tonsillektomie sinnvoll sein. Dabei ist entscheidend, dass es sich tatsächlich um bakterielle Infektionen handelt. Ein Rachenabstrich kann zur Absicherung dienen.
Auch wenn wiederholte Antibiotikabehandlungen nötig waren und die Beschwerden stark einschränkend wirken, etwa durch häufige Krankschreibungen oder erhebliche Schmerzen, wird eine Operation häufiger in Erwägung gezogen. Allerdings muss vorab sorgfältig abgeklärt werden, ob andere Ursachen vorliegen und ob eine erhöhte Blutungsneigung besteht, die das Risiko des Eingriffs erhöht.
Die Behandlung einer Mandelentzündung richtet sich in erster Linie nach der Ursache der Erkrankung. Bei einer viralen Infektion steht keine ursächliche medikamentöse Therapie zur Verfügung, da Viren nicht mit Antibiotika bekämpft werden können. In diesen Fällen beschränkt sich die medizinische Massnahme auf die Kontrolle der Symptome, während das Immunsystem die Krankheitserreger eigenständig bekämpft.
Wird hingegen eine bakterielle Infektion festgestellt, beispielsweise durch einen Rachenabstrich, kann eine gezielte Behandlung mit Antibiotika erforderlich sein. Diese Medikamente helfen, die Entzündung zu beseitigen, die Krankheitsdauer zu verkürzen und das Risiko möglicher Komplikationen zu senken. Um eine vollständige Wirksamkeit sicherzustellen und Resistenzentwicklungen zu vermeiden, ist es unerlässlich, die verschriebenen Antibiotika über die gesamte empfohlene Dauer konsequent einzunehmen.
In seltenen Fällen kann sich infolge einer Mandelentzündung ein Abszess im Rachenbereich entwickeln. Dann reicht eine medikamentöse Behandlung allein nicht mehr aus und es ist ein chirurgischer Eingriff zur Entfernung oder Drainage des Abszesses notwendig. Wenn sich die Mandelentzündungen über einen längeren Zeitraum hinweg wiederholen, insbesondere im Kindes- oder Jugendalter, wird in ärztlicher Begleitung geprüft, ob ein operativer Eingriff zur vollständigen oder teilweisen Entfernung der Gaumenmandeln in Betracht kommt.
Eine Mandelentzündung ist zwar unangenehm, aber in der Regel gut behandelbar. Wenn die Tonsillen deutlich geschwollen sind und Abgeschlagenheit oder Halsschmerzen auftreten, sollte man einen Arzt konsultieren. Hausmittel wie Halswickel und Gurgellösungen können die Behandlung sinnvoll ergänzen.


