Pollinose

Wenn im Frühling die Augen jucken und die Nase läuft

Heftige Niesattacken, juckende Augen, Fliessschnupfen - das sind nur einige der Beschwerden, welche die Lebensqualität von Pollenallergikern erheblich einschränken können. Was ist Pollinose und wie wird sie behandelt?
Heftige Niesattacken, juckende Augen, Fliessschnupfen – das sind nur einige der Beschwerden, welche die Lebensqualität von Pollenallergikern erheblich einschränken können. Was ist Pollinose und wie wird sie behandelt?

Die Pollinose (Pollenallergie, Heuschnupfen, saisonale allergische Rhinitis) ist eine Überempfindlichkeit des Immunsystems gegenüber den Proteinen von Pflanzenpollen. Es handelt sich um eine Allergie vom Soforttyp, bei der das Immunsystem innerhalb von Sekunden oder Minuten auf das Allergen reagiert. Die Pollinose manifestiert sich klinisch als saisonale allergische Rhinitis oder Rhinokonjunktivitis. Sie tritt nicht ganzjährig auf, sondern nur während der Blütezeit der Bäume (Februar bis Mai), der Gräser (Mai bis August) und der Kräuter (Juli bis Oktober).

Pollen ist ein pulverförmiger Stoff, den Samenpflanzen zu Fortpflanzungszwecken produzieren. In der Blütezeit dieser Pflanzen werden Pollen in grossen Mengen in die Atmosphäre abgegeben, wobei trockenes und sonniges Wetter mit einem leichten Wind die Verbreitung der Pollen in der Luft begünstigt. Pollen enthalten potente Allergene – wasserlösliche Proteine und Glykoproteine, welche innerhalb von Sekunden freigesetzt werden, wenn der Pollen auf die menschliche Schleimhaut trifft. Diese Proteine wirken als Antigene. Das fördert die Entwicklung von Antikörpern (Immunglobuline IgE), welche die vermeintlichen Feinde bekämpfen sollen. Und schon geht es los: Bei jeder weiteren Begegnung mit dem Antigen beginnt der Körper nun mit der Abwehr, indem er Immunglobuline an das Allergen bindet.



Dabei geht es um eine überschiessende Reaktion des Immunsystems: Die Körperabwehr hält harmlose Proteine fälschlicherweise für gefährlich und bekämpft sie wie Krankheitserreger. Sogenannte Mastzellen schütten Histamin und Leukotriene aus, wenn sie auf Pollenproteine treffen. Histamin und Leukotriene sind Entzündungsbotenstoffe, welche für die typischen Pollenallergie-Beschwerden verantwortlich sind. Da die Pollenproteine hauptsächlich über die Schleimhäute in den Körper gelangen, sind vor allem Augen, Nase und Rachen betroffen. Nicht zufällig gehen mit diesem Immunprozess auch Rötung und Juckreiz einher. Die Rötung ist auf eine verstärkte Durchblutung zurückzuführen, welche den Transport von Abwehrzellen in die betroffenen Körperregionen erleichtern soll. Durch Juckreiz („Kribbeln” in der Nase und in den Augen) wird die Aufmerksamkeit auf die betroffenen Stellen gelenkt. In der Nase wird vermehrt Sekret gebildet, um die vom Immunsystem erkannten Fremdstoffe aus dem Körper zu transportieren.

Zu den Symptomen gehören unter anderem ein anhaltender Fliessschnupfen, juckende, tränende und gerötete Augen sowie Niesanfälle. Viele Pollenallergiker klagen auch über eine Überempfindlichkeit der Nase gegenüber Kälte, Gerüchen oder Tabakrauch. Darüber hinaus berichten viele Patienten über allgemeines Unwohlsein, häufig auch über Kopfschmerzen und Müdigkeitsgefühle sowie eine verminderte Konzentrations- und Lernfähigkeit, welche sie während der gesamten Pollensaison begleiten. Nicht selten findet ein sogenannter „Etagenwechsel” statt, bei dem sich die Symptome von den oberen Atemwegen tiefer in die Bronchien und die Lunge ausbreiten. In diesem Fall kann es zu Asthma bronchiale mit Hustenreiz und Atemnot kommen.

Es gibt Hinweise darauf, dass manche Menschen anfälliger für allergische Reaktionen sind als andere. Das bedeutet, dass die Neigung zu allergischen Reaktionen auch genetisch bedingt sein kann. Die sogenannte Hygiene-Hypothese geht davon aus, dass die körpereigene Abwehr bei einer sehr ausgeprägten Hygiene in der Kindheit unterfordert ist und sich deshalb irgendwann auch gegen harmlose Stoffe zur Wehr setzt. Zur Entstehung von Allergien können aber auch Reizstoffe in der Umgebungsluft beitragen, wie z.B. Feinstaub, Zigarettenrauch, Autoabgase. Studien zeigen, dass Kinder rauchender Eltern ein deutlich höheres Risiko haben, später an Asthma und Allergien zu leiden.

Was ist bei Pollenallergie zu beachten?

  • Für genauere Testergebnisse bei einem Hauttest oder Provokationstest sollten drei Tage vorher keine Antihistaminika oder Kortison eingenommen werden.
  • Bei leichten Beschwerden werden Antihistaminika in Tablettenform eingesetzt. Bei mittelschweren und schweren Heuschnupfensymptomen kommt kortisonhaltiges Nasenspray (oft in Kombination mit Antihistaminika) zum Einsatz.
  • Eine weitere Therapiemöglichkeit ist die Hyposensibilisierung (spezifische Immuntherapie), bei der versucht wird, das Immunsystem des Betroffenen langsam an die Pollenproteine zu gewöhnen.
  • Es ist wichtig, die Pollenflugvorhersagen für die eigene Region zu beachten. An Tagen mit starkem Pollenflug sollten Pollenallergiker körperlich anstrengende Aktivitäten möglichst vermeiden und eventuell verstärkt Medikamente einnehmen. Für die Urlaubsplanung kann ein Pollenflugkalender sehr hilfreich sein.
  • Eine gute Lösung kann sein, den Pollen aus dem Weg zu gehen. Es ist ratsam, während der Pollenflugzeit zu verreisen. Pollenarme Regionen wie Hochgebirge und Küstengebiete sind am besten geeignet.
  • Tagsüber ist der Pollenflug in der Regel am stärksten. Pollenallergiker sollten lieber nachts lüften. Auf diese Weise gelangen weniger Pollen in die Innenräume.
  • Sehr hilfreich für Allergiker können Klimaanlagen mit Luftfiltern sein. So wird die Raumluft unter anderem von Pollen gereinigt. Eine regelmässige Wartung der Anlage ist jedoch wichtig: Sind die Filter defekt oder verschmutzt, kann die Raumluft zusätzlich mit Allergenen belastet werden.
  • Ein Pollenschutzgitter am Fenster ist zur Verhinderung des Eindringens von Pollen in den Wohnraum geeignet und ist besonders am Fenster des Schlafzimmers sinnvoll.
  • Um das Schlafzimmer frei von Pollen zu halten, sollte die Strassenkleidung vor dem Betreten des Schlafzimmers abgelegt werden. Vor dem Schlafengehen sollten die Haare gewaschen werden. Frisch gewaschene Bettwäsche sollte möglichst nicht im Freien getrocknet werden, da sonst Pollen daran haften bleiben können.
  • Böden und Möbel sollten während der Pollensaison täglich mit einem feuchten Tuch abgewischt werden.
  • Wer gegen Pollen allergisch ist, sollte im Auto die Lüftung ausschalten und die Fenster geschlossen halten. Bei vielen Automodellen ist auch eine Nachrüstung der Lüftungsanlagen mit Pollenfiltern möglich.
  • Da Regen eine Verringerung der Pollenkonzentration in der Luft zur Folge hat, sollten Pollenallergiker Regenschauer und die Zeit kurz danach zum Spazierengehen nutzen.
  • Zu den gängigsten Hausmitteln gegen Pollenallergie gehören kalte, feuchte Augenumschläge, Nasenspülungen mit einem Teelöffel Salz auf 500 ml lauwarmes Wasser und ein Antiallergiegetränk aus zwei Esslöffeln Apfelessig und einem Esslöffel Honig, aufgelöst in einem Glas lauwarmem Wasser.
  • Allergiker sollten ausreichend Vitamin C und Antioxidantien mit der Nahrung aufnehmen. Zitrusfrüchte, Beeren sowie frischer Granatapfelsaft können hier hilfreich sein.
Auch wenn eine Pollinose sehr lästig sein kann, haben Sie mit diesen Tipps immer gute Chancen, Ihre Beschwerden bekämpfen und Ihre Lebensqualität langfristig zu verbessern!

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editorial.facts

  • Die Grösse von Pollen ist variabel und reicht von 5 µm bis 200 µm. Die meisten Pollen haben jedoch einen Durchmesser zwischen 20 und 50 µm.
  • Es gibt verschiedene Allergietests, mit denen man eine Pollenallergie nachweisen kann. Am gebräuchlichsten ist der Pricktest, bei dem Allergenextrakte verschiedener Pflanzenpollen auf die Haut aufgetragen werden.
  • Die Pollinose ist die häufigste Allergieform. Etwa 15 bis 20% der Bevölkerung sind von allergischer Rhinitis betroffen, etwa 5 bis 15% von allergischem Asthma bronchiale.
  • Wer zu Allergien neigt, hat oft nicht nur eine. So neigen Menschen mit Neurodermitis oft auch zu Heuschnupfen, und viele Menschen mit einer Pollenallergie vertragen auch keine Tierhaare.
  • Luftverschmutzung durch Feinstaub oder Ozon führt dazu, dass die Pollenproteine beim Menschen noch heftigere Reaktionen auslösen. Birkenpollen wirken durch eine chemische Reaktion mit Ozon (O3) zwei- bis dreimal aggressiver.