Die gastroösophageale Refluxkrankheit (GERD) wird durch den Rückfluss (lateinisches „Reflux”) von saurem Mageninhalt in die Speiseröhre verursacht und äussert sich durch saures Aufstossen und Sodbrennen – ein brennendes Gefühl, das sich vom Oberbauch oder hinter dem Brustbein bis in den Hals ausbreiten kann. Die medizinische Bezeichnung „gastroösophageal” weist darauf hin, dass sowohl der Magen („Gaster”) als auch die Speiseröhre („Ösophagus”) in Mitleidenschaft gezogen sind.
Sodbrennen, saures Aufstossen sowie Brennen und Schmerzen hinter dem Brustbein sind typische Symptome der Refluxkrankheit. Diese Beschwerden treten nicht nur gelegentlich auf, sondern verstärken sich chronisch. Gelegentliches Aufstossen nach einer üppigen Mahlzeit ist normal, aber wiederholtes saures Aufstossen und Sodbrennen bedeuten, dass die Krankheit ausgebrochen ist. Der ständige Kontakt mit saurem Mageninhalt kann die Speiseröhrenschleimhaut schädigen und zu belastenden Symptomen führen.
Die Refluxkrankheit tritt auf, wenn die empfindliche Schleimhaut der Speiseröhre immer wieder einer übermässigen Belastung durch Säure ausgesetzt ist. Die Schleimhaut hat dann nicht genug Zeit, sich zu erholen. Dies geschieht oft, wenn der Druck im Magen erhöht ist oder wenn der untere Schliessmuskel zwischen Magen und Speiseröhre nicht mehr ordnungsgemäss schliesst oder verändert ist. Dadurch gelangt Magensäure in die Speiseröhre. Normalerweise verhindert dieser Muskel den Rückfluss der Magensäure, beim Schlucken entspannt er sich und lässt den Speisebrei nur in Richtung Magen passieren. Er wirkt also wie ein Ventil.
Eine Refluxkrankheit entsteht durch verschiedene Faktoren. Übergewicht und ein grosser Bauchumfang erhöhen den Druck auf den Magen. Dadurch steigt das Risiko für Reflux. In der Spätschwangerschaft können der Druck auf den Magen und hormonelle Veränderungen ebenfalls saures Aufstossen begünstigen.
Ein Zwerchfellbruch kann dazu führen, dass der Magen nach oben in den Brustkorb rutscht. Das Zwerchfell trennt normalerweise Brust- und Bauchhöhle und hilft, den Mageneingang muskulär zu verschliessen. Um diese Funktionen zu gewährleisten, ist es wichtig, dass das Zwerchfell intakt bleibt.
Störungen der Speiseröhrenmotilität können dazu führen, dass der zurückgeflossene Mageninhalt nicht schnell genug nach unten befördert wird. Eine empfindliche Speiseröhre oder ein Mangel an neutralisierendem Speichel können ebenfalls eine Rolle spielen.
Eine Schwäche des muskulären Verschlusses des Mageneingangs kann durch bestimmte Medikamente (Blutdrucksenker, Antidepressiva, Schlaf- und Beruhigungsmittel, hormonelle Verhütungsmittel), Nahrungsmittel (fett- und zuckerreiche Speisen, Schokolade, Peperoni, scharfe Gewürze, Pfefferminze), Getränke (Alkohol und Koffein) und Rauchen begünstigt werden und den Reflux von Mageninhalt fördern. Die Ursachen dafür sind oft unklar.
Zu den auslösenden Faktoren gehören auch Krankheiten, die eine erhöhte Magensäureproduktion verursachen oder den Magenabfluss beeinträchtigen, frühere Operationen an der Speiseröhre oder am Magen sowie Stress, Hektik und Ärger.
Die Häufigkeit des Refluxes wird durch die Menge der aufgenommenen Nahrung beeinflusst. Körperliche Anstrengungen und bestimmte Körperhaltungen scheinen die Refluxkrankheit ebenfalls zu fördern. Sodbrennen verstärkt sich oft im Liegen oder beim Vorbeugen. Menschen mit starkem Reflux profitieren deshalb oft von einer frühen und eher kleinen Abendmahlzeit (ca. 18 Uhr). So kann sich der Magen vor dem Schlafengehen weitgehend entleeren.
Die Symptome einer Refluxkrankheit können leicht oder schwer sein und treten entweder häufig (mindestens zweimal pro Woche) oder nur sporadisch auf. Typische Symptome sind Aufstossen und Sodbrennen. Wenn eine Refluxkrankheit unbehandelt bleibt, besteht das Risiko von Folgeerkrankungen. Nicht selten kommt es zu Schluckbeschwerden, Völlegefühl, Übelkeit, Brechreiz, Heiserkeit und Zahnschmerzen.
Wenn die Nahrung im Magen auf die Magensäure und die Verdauungsenzyme trifft, entstehen Gase. Dies ist ein normaler Vorgang, der jedoch besonders ausgeprägt sein kann, wenn die Magensäure erhöht ist. Bei Patienten mit einem schwachen unteren Schliessmuskel der Speiseröhre entweichen die Gase leichter in Richtung Speiseröhre als über den längeren Weg des Darms. Dies hat zur Folge, dass die Betroffenen mit Reflux-Symptomen häufiger unter einem sauren Aufstossen zu leiden haben.
Bei Refluxkrankheit entzündet sich die Schleimhaut der Speiseröhre leichter aufgrund des vermehrten Säurekontakts. Bakterien finden auf der gereizten Schleimhaut einen guten Nährboden und Speisereste haften leichter an ihr. Die Schleimhautreizung wird bei den Betroffenen häufig von Schluckbeschwerden (Dysphagie) begleitet. Zusätzliche Schmerzen entstehen durch den Kontakt der Nahrung mit der entzündeten Schleimhaut. Viele Patienten berichten von einem Klossgefühl im Hals oder anhaltender Trockenheit, obwohl sie ausreichend Flüssigkeit zu sich nehmen. Bei etwa fünf von hundert Betroffenen entwickeln sich Veränderungen der Schleimhaut am unteren Ende der Speiseröhre, die als Barrett-Ösophagus bezeichnet werden und das Risiko für Speiseröhrenkrebs erhöhen.
Das Aufsteigen der Magensäure in den Mund kann in einigen Fällen auch zu einer Schädigung der Zähne und zu Zahnschmerzen führen. Der Zahnschmelz schützt die Zähne vor äusseren Einflüssen und ist normalerweise die härteste und widerstandsfähigste Substanz im Körper. Bei Reflux kann den Zahnschmelz angegriffen werden, was in der Regel zuerst an den Zahnhälsen sichtbar wird.
Wenn Magensäure in die Atemwege gelangt, wie zum Beispiel in die Luftröhre, kann es zu Reizhusten oder Heiserkeit kommen. Vor allem nachts leiden die Betroffenen oft unter chronischem Reizhusten. Möglicherweise verursacht die aufsteigende Magensäure Schäden am Kehlkopf, was zu einer Kehlkopfentzündung (Laryngitis) mit Heiserkeit führen kann.
Langfristige oder Lebensqualität einschränkende Reflux-Beschwerden sollten ärztlich abgeklärt werden, insbesondere bei Schluckbeschwerden, unbeabsichtigtem Gewichtsverlust, blutigem Erbrechen oder schwarz gefärbtem Stuhlgang. Die Behandlung einer Refluxkrankheit hängt von der Häufigkeit und Intensität der Beschwerden ab sowie von Hinweisen auf mögliche Komplikationen wie eine erosive Speiseröhrenentzündung oder einen Barrett-Ösophagus.
Bei leichten Fällen reicht oft eine Anpassung des Lebensstils und der Ernährung, unterstützt durch Antireflux-Medikamente bei Bedarf. Bei stärkeren Beschwerden oder Komplikationen verschreiben Ärzte stärkere Medikamente in höherer Dosierung, um die Symptome schnell zu lindern. Später wird die Dosis schrittweise reduziert, bis die Beschwerden nachlassen.
Für die Behandlung von Reflux gibt es verschiedene Wirkstoffgruppen. Antazida können vorübergehend Sodbrennen lindern, indem sie den Magen-pH-Wert neutralisieren, werden aber selten zur Ursachenbehandlung eingesetzt. Alginate bilden eine Schutzschicht im Magen und können den Rückfluss von Mageninhalt verlangsamen. Sie werden häufig in Kombination mit anderen Medikamenten eingesetzt.
H2-Rezeptorantagonisten blockieren die Wirkung von Histamin im Magen und reduzieren die Produktion von Magensäure. Sie wirken länger als Antazida oder Alginate. Protonenpumpenhemmer hemmen ein Enzym, das für die Magensäureproduktion verantwortlich ist. Sie sind die effektivste Behandlungsoption für starke Beschwerden.
Eine Änderung der Ernährung kann helfen, aber es gibt keine einheitlichen Empfehlungen. Betroffene müssen individuell herausfinden, welche Lebensmittel ihre Beschwerden lindern.
Bestimmte Nahrungsmittel können die Schleimhaut reizen und die Magensäureproduktion erhöhen, wie Kaffee, fettige oder süsse Speisen, Alkohol, Koffein, Nikotin. Alkohol hemmt zudem den unteren Ösophagussphinkter und fördert die Progression der Refluxkrankheit.
Andere Lebensmittel können überschüssige Magensäure binden und akutes Sodbrennen lindern. Dazu gehören Haferflocken, Mandeln, Kartoffeln, Bananen und Vollkornbrot. Proteinreiche Nahrungsmittel sind oft gut verträglich, da sie die Muskelspannung des Schliessmuskels zur Speiseröhre erhöhen und die Magensäureproduktion steigern können.
Obwohl viele Wirkstoffe zur Behandlung von Refluxkrankheiten nicht rezeptpflichtig sind, sollten Sie zuerst ärztlich abklären lassen, welche Art von Refluxbeschwerden vorliegt. In Absprache mit einem Arzt sollte dann ein geeignetes Therapieschema ausgewählt werden, das eine gute Wirksamkeit aufweist und möglichst wenige Nebenwirkungen hat.
Wenn Sie übergewichtig sind, sollten Sie versuchen, abzunehmen. Oft sind ein paar Kilogramm weniger Gewicht eine grosse Hilfe.
Das Kopfende des Bettes zu erhöhen, kann helfen, nächtliches Sodbrennen, Husten und Heiserkeit zu lindern. Dies kann geschehen, indem man einen Keil unter die Matratze legt oder die Bettfüsse anhebt. Eine einfache Kopfhochlagerung mit Kissen reicht oft nicht. Viele Patienten finden auch Linderung, wenn sie nachts auf der linken Seite schlafen.
Vermeiden Sie Tabak und Alkohol. Beide reduzieren den Druck des Schliessmuskels am Mageneingang. Rauchen verringert zusätzlich den Speichelfluss. Achten Sie darauf, wie viel Alkohol Sie konsumieren. Trinken Sie nicht übermässig und nehmen Sie häufiger Alkoholpausen ein.
Vermeiden Sie Auslöser für Reflux. Dazu gehören kohlensäurehaltige Getränke, Pfefferminze, Schokolade sowie scharfe oder fettige Lebensmittel.
Ob Kaffee die Refluxkrankheit beeinflusst, wird kontrovers diskutiert. Einerseits regt Koffein die Produktion von Magensäure im Magen an. Dies kann die Schleimhaut zusätzlich reizen. Andererseits steigert Koffein die Produktion von Gastrin, wodurch der Schliessmuskel der Speiseröhre besser schliessen kann. Es empfiehlt sich, auszuprobieren, wie viel Kaffee man verträgt.
Neben der Auswahl passender Lebensmittel ist auch die Menge entscheidend. Empfehlenswert sind kleine, kohlenhydrat- und fettarme Portionen. Grosse Mahlzeiten können zu einem Völlegefühl führen und die Refluxbeschwerden verstärken. Es ist ratsam, anstelle grosser Mahlzeiten mehrere kleinere Mahlzeiten einzunehmen oder auf Mehrgänge-Menüs zu verzichten.
Vermeiden Sie es, in den letzten zwei bis drei Stunden vor dem Schlafengehen noch etwas zu essen. Bei Bedarf sollten Sie vor dem Schlafengehen nur kleine Portionen von leicht verdaulichen Speisen zu sich nehmen.
Vermeiden Sie eng anliegende Kleidung, insbesondere am Bauch. Durch das Tragen enger Kleidung kann der Druck auf den Magen erhöht werden, was dazu führen kann, dass der Mageninhalt leichter in die Speiseröhre gelangt.
Führen Sie Bauchatmungsübungen durch. Diese Übungen können ebenfalls dazu beitragen, die Beschwerden durch das Training des Zwerchfells zu lindern. Gezielte Entspannung des Zwerchfellmuskels kann in manchen Fällen Erleichterung bringen. Ein stark gespanntes Zwerchfell kann zusätzlichen Druck auf die Speiseröhre und den Magenschliessmuskel ausüben.
Kauen Sie Kaugummi, um die Produktion von Speichel zu fördern. Kaugummi hat sich als wirksam bei der Vorbeugung von Sodbrennen erwiesen, obwohl es in anderen Bereichen möglicherweise ungesund ist. Der produzierte Speichel neutralisiert die Magensäure und schützt die Speiseröhre.
Kamillentee ist ein Hausmittel gegen Reflux. Er besitzt entzündungshemmende Eigenschaften und kann möglicherweise die Magensäureproduktion reduzieren. Naturheilkundlich orientierte Ärzte empfehlen die so genannte Kamillentee-Rollkur: Dabei trinkt der Betroffene abwechselnd Kamillentee und legt sich für fünf Minuten auf den Rücken, die linke Seite, den Bauch und die rechte Seite. Die Dauer der Behandlung ist ca. 20 Minuten, damit der Kamillentee die Magenwand gut durchfeuchten kann.
Ausreichender Schlaf, Autogenes Training und andere Entspannungstechniken können helfen, Stress und Anspannung abzubauen. Dadurch kann das Risiko für Reflux gesenkt werden.
Von der Wahl der richtigen Lebensmittel über die Anwendung von Hausmitteln bis hin zur gezielten Stressbewältigung und Entspannungstechniken – die Möglichkeiten, Reflux vorzubeugen, sind vielfältig. Es liegt in unserer Hand, aktiv etwas gegen Reflux zu unternehmen und damit unsere Gesundheit und Lebensqualität zu verbessern.