Das Broken-Heart-Syndrom, auch bekannt als Tako-Tsubo-Kardiomyopathie oder Stress-Kardiomyopathie, ist eine plötzlich auftretende Funktionsstörung des Herzmuskels, die durch einen starken emotionalen oder körperlichen Stress ausgelöst wird. Die Symptome ähneln einem Herzinfarkt – darunter Brustschmerzen und Atemnot – jedoch liegt kein Verschluss eines Herzkranzgefässes vor. Stattdessen gerät die linke Herzkammer in eine Art „Schockstarre“ und kann nur eingeschränkt pumpen.
Die Erkrankung wurde erstmals in den 1990er Jahren von japanischen Forschern beschrieben und nach einer traditionellen Tintenfischfalle („Tako-Tsubo“) benannt, da die Form der betroffenen Herzkammer während einer Episode dieser Falle ähnelt. Meist heilt die Funktionsstörung innerhalb weniger Wochen vollständig aus, kann aber in manchen Fällen zu ernsten Komplikationen führen.
Das Broken-Heart-Syndrom und ein Herzinfarkt weisen auf den ersten Blick viele Gemeinsamkeiten auf, unterscheiden sich jedoch in entscheidenden Punkten. Beide Erkrankungen lösen Symptome wie Brustschmerzen, Atemnot und ein Engegefühl in der Brust aus. Der grösste Unterschied liegt jedoch in der Ursache: Während ein Herzinfarkt durch einen Verschluss der Herzkranzgefässe verursacht wird, tritt dieser beim Broken-Heart-Syndrom nicht auf. Stattdessen wird die linke Herzkammer durch starken emotionalen oder körperlichen Stress in eine „Schockstarre“ versetzt und ihre Pumpleistung vorübergehend eingeschränkt.
Auch in der Diagnostik zeigen sich zunächst Ähnlichkeiten. Sowohl das EKG als auch bestimmte Blutwerte wie Troponin können auffällig sein. Erst eine Herzkatheteruntersuchung bringt Klarheit: Beim Herzinfarkt sind die Herzkranzgefässe verengt oder verschlossen, beim Broken-Heart-Syndrom sind sie jedoch unauffällig. Ergänzend kann eine Echokardiografie eine typische ballonartige Verformung der linken Herzkammer zeigen.
Schätzungen zufolge haben das Broken-Heart-Syndrom zwei bis fünf Prozent der Betroffenen, die zunächst mit einem Verdacht auf Herzinfarkt ins Krankenhaus kommen. Obwohl es oft harmloser verläuft, ist eine rasche medizinische Abklärung unerlässlich, da in beiden Fällen ernste Komplikationen auftreten können.
Das Broken-Heart-Syndrom wird in den meisten Fällen durch einen starken emotionalen Stress ausgelöst. Negative Erlebnisse wie der Verlust eines geliebten Menschen, eine Trennung oder existenzielle Sorgen, aber auch (in seltenen Fällen) extreme positive Emotionen – etwa eine Hochzeit oder ein plötzlicher Lottogewinn – können die Erkrankung auslösen.
Ein weiterer wichtiger Faktor sind Stresshormone: Menschen mit einem Broken-Heart-Syndrom weisen häufig stark erhöhte Werte von Adrenalin und Noradrenalin im Blut auf. Diese Hormone können die Durchblutung des Herzmuskels stören und somit zu Krämpfen, Koronarspasmen oder Funktionsstörungen der linken Herzkammer führen. In seltenen Fällen kann auch ein hormonproduzierender Tumor (Phäochromozytom) die Erkrankung begünstigen.
Genetische Faktoren spielen möglicherweise ebenfalls eine Rolle. Studien legen nahe, dass bestimmte genetische Veränderungen das Risiko erhöhen könnten, insbesondere in Zusammenhang mit Blutdruck und Stoffwechselerkrankungen. Zudem gibt es Hinweise darauf, dass Frauen nach den Wechseljahren besonders betroffen sind. Der Grund: Das schützende Hormon Östrogen wird nicht mehr in ausreichender Menge produziert, wodurch die Widerstandskraft des Herzens gegenüber Stresshormonen sinkt.
Auch bestimmte Erkrankungen und Behandlungen, darunter eine Chemotherapie, chronische Atemwegserkrankungen, psychische Belastungen oder Drogenkonsum, könnten das Risiko für ein Broken-Heart-Syndrom erhöhen. Dennoch bleibt unklar, warum einige Menschen trotz grosser Belastungen gesund bleiben, während andere an dieser besonderen Form der Herzmuskelerkrankung leiden.
Ja, diese Erkrankung betrifft tatsächlich überwiegend Frauen – insbesondere nach den Wechseljahren. Mehr als 90 Prozent der Betroffenen sind weiblich und im Durchschnitt etwa 66 Jahre alt. Der Grund dafür könnte im sinkenden Östrogenspiegel liegen: Das weibliche Geschlechtshormon hat eine schützende Wirkung auf das Herz, doch nach den Wechseljahren nimmt diese Schutzfunktion ab. Dadurch reagieren Frauen empfindlicher auf Stresshormone wie Adrenalin und Noradrenalin, die das Herz überlasten und die Durchblutung stören können.
Studien zeigen, dass etwa zwei bis acht Prozent der Frauen, die mit Verdacht auf einen Herzinfarkt ins Krankenhaus eingeliefert werden, in Wirklichkeit am Broken-Heart-Syndrom leiden. Während die Erkrankung zunächst vor allem in asiatischen Ländern beobachtet wurde, weiss man heute, dass sie weltweit auftritt.
Die Symptome des Broken-Heart-Syndroms sind nahezu identisch mit denen eines Herzinfarkts. Betroffene verspüren oft plötzlich ein starkes Engegefühl in der Brust, begleitet von heftigen Schmerzen, die in den linken Arm, den Rücken, die Schultern oder den Unterkiefer ausstrahlen können. Atemnot, Schweissausbrüche, Übelkeit und Erbrechen sind ebenfalls typische Anzeichen. Zudem können der Blutdruck sinken (Hypotonie) und der Herzschlag beschleunigt sein (Tachykardie).
Da das Herz vorübergehend nicht mehr richtig arbeitet, kann es zu einer Herzschwäche kommen, wodurch sich Flüssigkeit in der Lunge oder den Beinen stauen kann (Ödeme). Dies kann zu Todesangst führen und in schweren Fällen sogar lebensbedrohlich sein. Einige Betroffene erleiden einen kardiogenen Schock oder in seltenen Fällen sogar einen Herzstillstand.
Da das Broken-Heart-Syndrom und ein Herzinfarkt für Laien nicht zu unterscheiden sind, sollte bei entsprechenden Beschwerden sofort medizinische Hilfe angefordert werden.
Obwohl sich die Herzfunktion bei den meisten Betroffenen innerhalb weniger Wochen wieder erholt, kann das Broken-Heart-Syndrom mit ernsthaften und teilweise lebensbedrohlichen Komplikationen einhergehen.
Ein kleiner Teil der Patienten entwickelt schwere Herzrhythmusstörungen, die im schlimmsten Fall zu Kammerflimmern führen. Dabei schlägt das Herz extrem schnell und unkontrolliert, sodass kein Blut mehr gepumpt wird. Unbehandelt kann dies zum plötzlichen Herztod führen.
Wenn das Herz durch die Erkrankung stark geschwächt ist, kann es nicht mehr genug Blut in den Körper pumpen. Dadurch fällt der Blutdruck drastisch ab und die Organe werden nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt. Ohne schnelle medizinische Intervention kann ein kardiogener Schock tödlich enden.
In manchen Fällen bilden sich Blutgerinnsel im Herzen (Herzthrombosen). Diese können über den Blutkreislauf ins Gehirn gelangen und dort einen Schlaganfall auslösen. Studien zeigen, dass das Schlaganfallrisiko nach einem Broken-Heart-Syndrom innerhalb von fünf Jahren bei 6.5 Prozent liegt – fast doppelt so hoch wie nach einem Herzinfarkt (3.2 Prozent).
In seltenen Fällen können sich Blutgerinnsel aus dem Herzen oder anderen Gefässen lösen und in die Lunge gelangen. Eine solche Lungenembolie kann den Gasaustausch in der Lunge beeinträchtigen und zu schwerer Atemnot oder gar zum Tod führen.
Eine vorübergehende Pumpschwäche des Herzens kann dazu führen, dass sich Flüssigkeit in der Lunge und in den Beinen staut. Dies führt zu Atemnot, Wassereinlagerungen (Ödemen) und einer allgemeinen körperlichen Schwäche.
In extremen Fällen kann es zu einer Ruptur des Herzmuskels kommen. Diese seltene, aber lebensbedrohliche Komplikation erfordert sofortige medizinische Behandlung.
Auch wenn die akute Phase überstanden ist, bleibt ein erhöhtes Risiko für Folgeerkrankungen bestehen. Neben dem Schlaganfallrisiko haben manche Betroffene ein erhöhtes Risiko für erneute Herzprobleme. Etwa fünf Prozent der Patienten erleben innerhalb von vier Jahren ein weiteres Broken-Heart-Syndrom.
Die meisten Menschen mit Broken-Heart-Syndrom erholen sich innerhalb weniger Wochen vollständig und behalten keine langfristigen Schäden zurück. Dennoch kann die Erkrankung in seltenen Fällen tödlich enden: Etwa vier Prozent der Betroffenen sterben daran.
Zudem kann es später zu Herzversagen oder einem erneuten Broken-Heart-Syndrom kommen. Daher sind regelmässige ärztliche Kontrollen wichtig, um mögliche Folgeerkrankungen frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.
Da die Symptome des Broken-Heart-Syndroms denen eines Herzinfarkts stark ähneln, führen Ärzte zunächst dieselben Untersuchungen durch, um einen lebensbedrohlichen Infarkt möglichst frühzeitig auszuschliessen. Während einige Testergebnisse bei beiden Erkrankungen ähnlich ausfallen, gibt es bestimmte Merkmale, die auf ein Broken-Heart-Syndrom hinweisen.
Die Ultraschalluntersuchung zeigt beim Broken-Heart-Syndrom typische Bewegungsstörungen der linken Herzkammer, meist im Bereich der Herzspitze. Die betroffene Muskulatur ist in ihrer Funktion stark eingeschränkt (Akinesie) und erscheint aufgebläht. Diese Veränderung verleiht dem Herz eine charakteristische Form. Zusätzlich kann eine Flüssigkeitsansammlung in der Lunge als Folge der Herzschwäche sichtbar werden. Allerdings kann ein Herzinfarkt ähnliche Veränderungen hervorrufen, weshalb weitere Untersuchungen notwendig sind.
Beim Broken-Heart-Syndrom zeigt das Elektrokardiografie (EKG) oft Veränderungen, die auf eine Sauerstoffunterversorgung des Herzmuskels hindeuten – ähnlich wie beim Herzinfarkt. Ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal ist jedoch, dass sich diese Veränderungen beim Broken-Heart-Syndrom meist über alle Ableitungen des EKGs erstrecken, während sie beim Herzinfarkt nur in bestimmten Bereichen des Herzens auftreten.
Wie bei einem Herzinfarkt steigen auch beim Broken-Heart-Syndrom bestimmte Herz-Enzymwerte im Blut an, insbesondere Troponin T und Kreatinkinase (CK-MB). Allerdings ist dieser Anstieg in der Regel weniger stark ausgeprägt als beim klassischen Herzinfarkt und passt nicht zu den auffälligen Veränderungen im Herzultraschall und EKG.
Eine Angiografie(Darstellung der Herzkranzgefässe) dient dazu, die Durchblutung der Herzkranzgefässe zu überprüfen. Während bei einem Herzinfarkt meist eine oder mehrere Arterien durch ein Blutgerinnsel verstopft sind, zeigt sich beim Broken-Heart-Syndrom in der Regel kein Verschluss der Herzkranzgefässe. Deshalb ist die Angiografie eine entscheidende Untersuchung, um beide Erkrankungen voneinander abzugrenzen.
Ein wichtiger Hinweis auf ein Broken-Heart-Syndrom ist eine starke emotionale oder körperliche Stresssituation, die dem Ereignis vorausging. Im Gespräch fragt der Arzt gezielt nach belastenden Erlebnissen wie dem Verlust eines geliebten Menschen, grossen Ängsten oder aussergewöhnlichem Stress. Allerdings kann auch starker Stress einen klassischen Herzinfarkt auslösen, sodass diese Information allein nicht ausreicht, um die Diagnose zu stellen.
Das Broken-Heart-Syndrom zeigt eindrucksvoll, wie eng Körper und Psyche miteinander verknüpft sind – starke emotionale Belastungen können buchstäblich das Herz brechen. Obwohl die meisten Betroffenen sich vollständig erholen, bleibt die Erkrankung unberechenbar und kann in schweren Fällen sogar lebensgefährlich sein. Umso wichtiger ist es, Warnsignale ernst zu nehmen, Stress aktiv zu bewältigen und das Herz langfristig zu schützen. Denn nicht nur Liebe, sondern auch innere Balance kann das Herz stark und widerstandsfähig machen.